Kantabend mit Roland Jahn am 01.03.2018

Beim letzten Kantabend am 1. März 2018 besuchte uns Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Wir Schüler sollten durch Fragen den Abend gestalten.

Roland Jahn hat viel über seine Geschichte und seine jetzige Arbeit als Bundesbeauftragter erzählt. Er berichtete, dass er anfing zu rebellieren und sich immer "nur kleine Dinge getraut hat." Doch diese kleinen Dinge reichten. Als er die Ausbürgerung von Wolf Biermann kritisiert, wurde ihm verboten, weiterzustudieren. Er fühlt sich verraten, da seine Mitstudenten (nach einer schriftlichen Stellungnahme seinerseits) sich gegen ihn entschieden. Doch durch seine Stasiakte erfährt er, dass die Stasi seine Kommilitonen am Tag vor der Abstimmung besucht hat. Er beginnt, sein Urteil zu verändern und verzeiht.

An dieser Geschichte verdeutlicht er, wie wichtig das Aufarbeiten ist, auch wenn es niemand erzwingen kann. Es sei wichtig, sich in die andere Person hineinzuversetzen und die Situation zu verstehen. Denn: "Wie hätten wir in der Situation gehandelt?", fragt er. Wenn wir urteilen, sollten wir bedenken, dass das Handeln damals Folgen für die ganze Familie bedeuten konnte. Eventuell verlor der Vater seinen Job, wenn man selbst eine Dummheit beging.

Roland Jahn protestiert trotzdem weiter, beispielsweise zeigte bei einer Demonstration für die DDR ein leeres Schild. Irgendwann wird es der Stasi zu viel, Roland Jahn kommt in Untersuchungshaft und wird später auch verurteilt. Im Gefängnis brachte man ihn dazu, einen Ausreiseantrag zu stellen. Nachdem er entlassen wird, widerruft er jedoch und wird später zwangsausgebürgert. Für ihn stellt das eine Niederlage dar, denn die Polizei brachte ihn aus dem Land, sodass er keine Chancen hatte, zu bleiben. Es sei nur die halbe Freiheit, denn er wurde dazu gezwungen und musste außerdem Freunde, Familie und Heimat zurücklassen.

Als ein Schüler ihn fragt, ob denn an der DDR alles schlecht gewesen sei, sagt er „Nein!“. Es gäbe zwei Dinge, die gut an der DDR waren. Das erste waren die Menschen. Das zweite war ihr Ende, was zeigt, dass Menschen friedlich eine Diktatur stürzen können.

Jahn ist wichtig, dass Leute sich freiwillig erinnern und nicht dazu gezwungen werden. Die Vergangenheit zu reflektieren sei eine Chance, Fehler nicht noch einmal zu machen, sei eine Chance, eine bessere Gegenwart zu gestalten. Sie ist eine Gelegenheit zu lernen. Und genau das sei wichtig und macht die Demokratie zu einem guten System: Eine Demokratie hat die Möglichkeit, sich zu ändern, zu korrigieren.

Insgesamt war es ein sehr interessanter Abend, an dem wir Einblicke bekamen, wie es sich in der DDR gelebt hat. Ich fand es gut mitzubekommen, wie Roland Jahn nach über 25 Jahren über die damaligen Erlebnisse denkt und sich mit ihnen beschäftigt. Zusätzlich war es interessant zu erfahren, was die Erlebnisse der Menschen für uns heute noch bedeuten können.

 
{Anna}