Berliner Netzwerk erfolgreich
Hervorzuheben ist, dass 19 der 24 Preisträger:innen von Schulen des Berliner Netzwerks kommen. Das ist eine beeindruckende Quote. Besonders das Heinrich-Hertz-Gymnasium hat mit 11 Preisträger:innen den größten Anteil - wir gratulieren zu diesem herausragenden Erfolg! Auch vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium und vom Herder-Gymnasium gab es Preisträger. Die Lehrkräfte der Netzwerkschulen freuten sich über das Wiedersehen bei der Preisverleihung.
Wem das Leben nicht mathematisch genug erscheint, ist beim Bundeswettbewerb Mathematik richtig gelandet. Jährlich im Dezember lädt der Wettbewerb mathematisch interessierte Schüler*innen der Oberstufe zum Knobeln an vier hochkomplexen Aufgaben ein. In der finalen Runde, stellen die Teilnehmenden ihr Wissen über die Mathematik unter Beweis und das in einem Gespräch mit einem Professor für Mathematik und einer Lehrkraft. Auch Zwölftklässlerin Rebekka, aus den Leistungskursen Mathe-Stern und Physik, hat im vergangenen Jahr bei diesem Wettbewerb teilgenommen und es in die finale Runde geschafft. In diesem Interview erzählt Rebekka von ihren Erfahrungen im Wettbewerb und ihrem mathematischen Schulalltag.
Fr. Schritt: Liebe Rebekka, beim diesjährigen Bundeswettbewerb Mathematik hast du in der 2. Runde einen 1. Preis belegt und bist damit unter den besten 70 jungen Mathematikern aus ganz Deutschland. Von Seiten der Schule und des FB Mathematik gratulieren wir die erstmal natürlich ganz herzlich zu dieser großartigen Leistung!! Danke, dass du dir die Zeit für ein paar Interviewfragen nimmst.
Es gibt ja Schüler*innen, die Teamwettbewerbe wie die Nacht oder den Tag der Mathematik mögen, andere nehmen gern am Känguru-Wettbewerb teil, du magst besonders den Bundeswettbewerb. Was macht dir gerade an diesem Wettbewerb so viel Freude?
Rebekka: Ich finde die Aufgaben inhaltlich besonders interessant, weil sie im Vergleich zu den anderen Wettbewerben noch komplexer und schwieriger sind und nicht nur ein schon vorausbestimmter Lösungsweg aufgeschrieben werden muss. Es ist spannend, die mathematischen Zusammenhänge zu entdecken, die man vorher noch nicht kannte und die – wie eine Art Plot-Twist – manchmal ganz unerwartet aus den Aufgaben hervorgehen. Außerdem arbeitet man beim Bundeswettbewerb nicht unter Zeitdruck und kann so in Ruhe über Probleme nachdenken oder sich ggf. dazu belesen.
Frau Schritt: Wie gehst du an komplexe Aufgaben heran, an deren Lösung man oft über Tage hinweg arbeitet?
Rebekka: Erstmal ist es wichtig, den Kern der Aufgabe zu verstehen: Was ist gegeben, was ist gefordert, was muss bewiesen werden? Und dann hilft es, wenn man nicht weiterkommt, eine Pause einzulegen, den Kopf frei zu bekommen. Manchmal fällt die Lösung dann irgendwann „vom Himmel“, wenn man gar nicht damit rechnet.
Frau Schritt: Wie gehst du mit Hindernissen um, wenn du zum Beispiel bei einer Aufgabe einfach nicht weiterkommst?
Rebekka: Ich versuche, Hindernisse nicht als etwas Negatives anzusehen, sondern als eine Chance. Meistens bringen einen diese Momente voran und manchmal findet man durch sie heraus, dass man noch nicht ganz auf dem richtigen Weg ist. Längere Pausen helfen mir wie gesagt auch oft weiter.
Frau Schritt: Kannst du beschreiben, wie sich dein mathematisches Interesse entwickelt hat? Passierte das in der Schule oder haben dich andere Personen oder Medien besonders beeinflusst?
Rebekka: Ich mochte schon in der Grundschule Dinge, für die man logisches Denken brauchte, z.B. Sudoku oder Logicals. Deswegen habe ich auch eine Mathe-AG besucht, in der wir z.B. Olympiade-Aufgaben gelöst haben, die das logische Denken weiter gefördert haben. Das war viel spannender als der normale Matheunterricht. In der 8. Klasse hatte ich dann Wahlpflicht Mathe bei Herrn Kaufmann. Dort waren die Themen anders als im normalen Unterricht, wir haben auch viel bewiesen, aber immer noch auf schulische Art, sodass es auch Spaß gemacht hat und verständlich war. In Wahlpflicht Mathe in Klasse 9, auch bei Herrn Kaufmann, ging es dann um Finanz- und Wirtschaftsmathematik. Das war ein gutes Beispiel für eine echte Anwendung in der Praxis. Und wir haben eine Uni-Vorlesung bei Prof. Jürg Kramer besucht, daran erinnere ich mich besonders gut. In Wahlpflicht Klasse 10 bei Herrn Dr. Füller wurde es dann auch immer unimäßiger.
Die ganze Zeit wurde ich von meinem Vater unterstützt, der auch Mathematiker ist. So konnte ich mich mit den Fragen, die mich interessierten, auch zu Hause beschäftigen und hatte immer eine direkte Ansprechperson.
Frau Schritt: Du hast ja nicht nur großes mathematisches Talent, sondern trainierst auch für die Weltmeisterschaft im Bogenschießen im kommenden Jahr! Außerdem nimmst du an Jugend forscht teil. Als deine Lehrerin kann ich sagen - deine Hausaufgaben sind auch immer sorgfältig angefertigt. Wie schaffst du es, all diese Aktivitäten und deine schulischen Aufgaben unter einen Hut zu bekommen?
Rebekka: Es gibt ja Dinge, die man machen muss und Dinge, die man mag. Am besten wählt man die Dinge, die man mag, auch als die Dinge, die man machen muss, z.B. bei der Kurswahl. Dann vergeht die Zeit schnell und man hat auch Spaß dabei. Ich versuche immer, die Schulsachen so schnell wie möglich zu machen, damit ich auch noch Zeit fürs Bogenschießen habe. Im Keller bei uns habe ich auch eine Scheibe fürs Bogenschießen; so kann ich z.B. Technik auch direkt zu Hause verbessern.
Frau Schritt: Anfang Februar wirst du am Kolloquium der 3. Runde des Bundeswettbewerbes teilnehmen, in dem die Preisträger*innen der 2. Runde von einem Professor interviewt werden, um den Bundessieger oder die Bundessiegerin zu ermitteln. Dem Gewinner winkt die Aufnahme in die Studienstiftung des Deutschen Volkes (...und damit nicht zuletzt eine finanzielle Unterstützung während der gesamten Studienzeit). Wie bereitest du dich vor und bist du aufgeregt?
Rebekka: An sich bin ich noch nicht aufgeregt. Ich habe ja noch gar keine Erfahrungen damit gemacht und so kommt es in meinem Kopf noch gar nicht richtig an. Weil das Kolloquium auf Wissen, das man bereits hat oder neues Wissen, das man erst im Gespräch bekommt, beruht, ist es schwierig, sich in den 1-2 Monaten zuvor konkret vorzubereiten. Aber ich besuche das Vorbereitungsseminar von Asar Hage-Ali am Hertz-Gymnasium, den ich auch schon aus vorherigen Seminaren kenne. Dafür sollen wir uns vorher ein englisches Skript über allgemeine Dinge ansehen, wir gehen zum Beispiel die Univorlesungen Analysis I/II durch. Ich freue mich darauf, ein einstündiges Gespräch über Mathematik zu führen.
Frau Schritt: Super, das klingt nach der perfekten Mischung aus einer guten Vorbereitung, Spaß auf das Erlebnis und einer Portion Gelassenheit. Wir wünschen dir ganz viel Erfolg bei der Veranstaltung und vor allem weiterhin so viel Freude und Begeisterung am Erforschen der Mathematik!