Mir ist im Herbst 2023 erstmals von der Möglichkeit eines Mehrwöchigen Schüleraustausches mit
einer Amerikanischen High School mitgeteilt. Jetzt im November des Jahres 2024 kann ich, sowie nahezu alle Mitreisenden auf eine Zeit mit vielen neuen Erfahrungen, Freunden und Highlights zurückblicken.
Ankunft
Unsere Reise ist bereits am eigentlich letzten Schultag vor den Berliner Herbstferien gestartet. Recht früh, um vier Uhr morgens um genau zu sein. Am Flughafen konnte man in viele müde, aber auch durchweg aufgeregte Gesichter voller Vorfreude auf die nun kommende Zeit blicken. Mit dem Flieger ging es, erst kurz, nach Amsterdam und vom dortigen Flughafen aus, sehr lange, nach Seattle.
In den Staaten angekommen sind wir bereits am Flughafen von Herrn Grünthal, einem (deutschen) Deutschlehrer, empfangen worden. Er hatte bereits die Amerikanische Schülergruppe in Deutschland Begleitet und war uns allen ein bekanntes Gesicht. Zusammen ging es mit Bahn und Schulbus in Richtung Schule.
An der Bishop Blanchet Highschool angelangt sind wir sehr angenehm von weiteren Lehrern und Schulangehörigen empfangen worden mit Pizza und viel Mitgefühl für die Reisestrapazen. Kurz darauf sind nach und nach die Amerikanischen Austauschpartner zu uns gestoßen. Mit ihnen begann der Austausch dann erst so richtig.
Die ersten Tage
Schon jetzt bemerkten wir einen ersten großen Unterschied: Die Schüler in den USA besitzen im Alter von 16 Jahren bereits einen Führerschein. So wurden wir von gleichaltrigen Austauschpartnern nach Hause gefahren – in die neue Familie, bei der wir die kommenden zweieinhalb Wochen verbringen sollten.
Das erste Wochenende nutzten wir alle ganz unterschiedlich: Die neue Umgebung erkunden, die Stadt kennenlernen, Zeit mit der Gastfamilie verbringen oder erste kleine Ausflüge unternehmen – all das stand auf dem Programm. Insgesamt war es ein entspanntes, aber erlebnisreiches Wochenende. Alles, was wir sahen, und jede Person, die wir trafen, war uns bislang unbekannt. Das mag dem einen zwar befremdlich erscheinen, doch die Mehrheit der Menschen die man traf waren sehr zugänglich. Die Amerikaner in unserem Alter aber auch Erwachsene zeigten sich eigentlich durchweg interessiert für das Programm, Europa oder auch Deutschland. Dadurch hatte man sich schnell daran gewöhnt Rede und Antwort zu stehen und neue Kontakte zu knüpfen.
Der erste Montag nach unserer Ankunft war der offiziell erste Schultag. Während in Berlin die Ferien bereits gestartet hatten, saßen wir um acht Uhr morgens in einem Klassenraum. Die ersten Stunden des Tages überstanden und mit leichtem Jetlag fanden wir uns als deutsche Gruppe noch am Vormittag zusammen. Jeder hatte bereits reichlich zu erzählen, so kam ein gemeinsamer Spaziergang um den nahegelegenen Green Lake gerade recht. Diesen wie auch die verbleibenden Nachmittage verbrachte jeder wiederum ganz individuell und mit seinem Austauschpartner zusammen.
Am darauffolgenden Dienstag lag die erste Exkursion in das Stadtzentrum unter der Leitung von Hr. Grünthal vor uns. Da die amerikanischen Schüler an diesem Tag keinen Unterricht hatten, schlossen sich viele von ihnen der Gruppe an. Uns wurde die für Europäer sehr eindrucksvolle Downtown mit all ihren Hochhäusern gezeigt, zudem gab es an einigen Stellen etwas an historischem Kontext mit auf den Weg.
Tags darauf sind wir gleich wieder Unterwegs gewesen. Dieses Mal ging es nach West-Seattle, einen weniger belebten Stadtteil der dafür für seinen Strand, den Alki Beach, bekannt ist. Auf die recht lange Anfahrt folgte ein noch etwas längerer Spaziergang. Unser Weg führte uns an der Strandpromenade entlang in Richtung eines vermeintlich schönen Leuchtturms. An dieser Stelle sollte noch einmal erwähnt werden, wie offen die Menschen in der Stadt auf uns zugingen. So waren an diesem Tag Begegnungen mit Autoliebhabern bis hin zu Schatzsuchern alles dabei. Auch wenn das Wetter und andere Umstände an diesem Tag leider nicht mitspielen wollten hatten wir für unseren Teil das Beste aus dem Trip gemacht.
Auf diese zwei an Spannung kaum zu übertreffenden Tage folgten die ersten beiden richtigen Schultage. Wir konnten an verschiedensten Unterrichtsfächern teilnehmen, die wenn sie auch den Deutschen teilweise ähnelten, auf Englisch eine neue Erfahrung waren.
Nach Ende des Schultages am Freitag ging es wieder Richtung Seattle Center. Besuchen wollten wir dort zum einen die Monorail, eine Magnetschwebebahn die durch das Stadtzentrum führt und zum anderen die Space Needle, dem dortigen Fernsehturm. Besonders die Space Needle, auf welcher wir genau zum Sonnenuntergang ankamen hinterließ Eindruck. Der Abend hielt ein weiteres Highlight bereit: ein Footballspiel. Es kamen Schüler zum Zuschauen, welche wir aus der vergangenen Schulwoche bereits kannten und obwohl die Regeln für uns anfangs schwer zu verstehen waren, fieberten wir mit. Am Ende gewann das Schulteam mit 33:30 und zog damit in die Playoffs ein.
Die zweite Woche
Nach einem weiteren Wochenende mit unseren Austauschpartnern begann die Halloween-Woche mit der vierten Exkursion. Unser Weg führte uns erneut in Richtung Stadtzentrum. Ziel war der dortige international District, welcher einer Chinatown ähnelt. Unser Stadtführer Hr. Grünthal hatte
wieder rum einiges an Entstehungsgeschichte und Lebensweise der Menschen in diesem besonderen Viertel beizusteuern. Von besonderem Interesse war an dieser Stelle das Schicksal der japanischen Bevölkerung vor allem während des zweiten Weltkrieges.
Nur zwei Tage später brachen wir nämlich erneut auf um auf Bainbridge Island, das Japanese American Memorial zu besuchen. Hierbei handelt es sich um eine Gedenkstätte in mitten eines Naturreservats. Sie gedenkt dem Schicksal von japanisch stämmigen Familien, welche nach dem Einstieg der USA in den zweiten Weltkrieg getrennt und ins Landesinnere verschleppt wurden. Das besondere an diesem Ausflug war jedoch, dass wir die Möglichkeit hatten mit einer Zeitzeugin zu sprechen und diese uns ihre Geschichte sehr eindrücklich schildern konnte.
Auf diesen abermals Informativen Wochenstart folgte am Donnerstag eines der größten Highlights des Schuljahres: Halloween. Mit jeder Menge Vorfreude ist dieser Tag nicht nur von uns deutschen erwartet worden. Lehrer und Schüler kamen in Kostümen zur Schule und sorgten für einen überaus amüsanten Schultag. Teile unserer Schülergruppe verkleideten sich als vollständig integrierte Mitglieder des Schulalltags ebenfalls. Einem Schüler unserer Reisegruppe gelang es sogar einen der Kostümwettbewerbe zusammen mit seinem Austauschpartner für sich zu entscheiden.
Die letzten Tage in Seattle
Der letzte Freitag unseres Aufenthalts in der Stadt bot erneut die Möglichkeit eines der Football Spiele zu Besuchen. Die meisten von uns nutzten die Zeit an den letzten Tagen um Zeit mit ihren Austauschpartnern und deren Familien zu Verbringen. So lag am Montag, dem letzten Tag in der Schule eine leichte Wehmut in der Luft. Am Abend kamen wir alle mit unseren Gastfamilien noch ein letztes Mal zusammen und um in einem angeblich deutschen Brauhaus auf die vergangenen Wochen zurückzublicken. Am Dienstag dem Tag der Abreise blieb kaum noch Zeit für große Abschiede. Ein letztes Gruppenfoto und schon ging es mit dem Schulbus zum Flughafen, von wo aus wir Kurs auf unser nächstes Reiseziel nahmen: New York.
- Joris